Hue – die alte Kaiserstadt

Mittwoch, 05.11.2014

Ich hoffte, endlich die Müdigkeit in den Griff zu haben, schlief aber diese Nacht außerordentlich schlecht. Nach dem ewigen Sitzen gestern im Bus und den harten Betten der letzten beiden Nächte meldete sich mein Rücken mal wieder. Wir werden uns heute aber mehr bewegen.

Nun beginnt für mich emotional endlich das für mich als typisch erwartete Vietnam und damit schaff ich das auch endlich, mich in den Urlaub „hineinfallen“ zu lassen.

In der alten Kaiserstadt Hue fuhren wir zunächstdurch die Stadt zur Pagode Thien Mu – oder verständlicher: die Pagode der himmlischen Dame.

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IMG_6010So stellte ich mir eine Pagode eigentlich vor und es war sehr ehrwürdig.

Dort wohnen und arbeiten auch heute noch Mönche, zum Teil sogar recht junge Mönche. Sie fahren zum Beispiel auch mit dem Moped – wie alle Vietnamesen hier im Land.

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Das Herzstück und auch Wahrzeichen ist der siebenstöckige Pagodenturm. Daneben ist ein Glockenturm, dessen Glocke täglich um 10 geschlagen wird. Auf der anderen Seite steht ein kleines Gebäude für die Schildkröte – das Symbol für ein langes Leben.

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IMG_6041Sehr schön sind auch der Altar und der Garten mit vielen alten Bonsaipflanzen und exotischen Blüten.

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Am Turm gibt es wieder die verschiedenen Symbole. Zum einen die Lotosblüte als Symbol der Reinheit und dann das Hakenkreuz, das hier eine völlig andere Bedeutung hat. Es stammt einst aus Indien und bedeutete „immer etwas Gutes“, Unendlichkeit und Ewigkeit. Leider wurde dieses Symbol einst in Deutschland missbraucht – wobei es der Bedeutung sehr nahe kommt mit dem Wunsch nach Ewigkeit des 1000-jährigen Reiches.

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Unser nächstes Ziel war das Grabmal des zweiten vietnamesischen Königs. Das Minh Mang Grab wurde von 1840-43 gebaut und umfasst eine Fläche von 28 Hektar. Die Mauer um das Grabmal ist allein 1700 m lang. Die dreijährige Bauzeit ist wichtig zu bemerken, da die 3 eine besondere Zahl ist. Sie symbolisiert Himmel und Erde und dazwischen den Menschen.

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Der König residierte von 1820 bis 1840 und starb kurz nachdem er das Grabmal in Auftrag gegeben hatte. Dieser König Minh Mang hatte 136 Kinder – er konnte sich seine Frauen gar nicht mehr merken. 😉

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Es gibt schon sehr verwirrende Traditionen. Die Frauen des Königs waren nicht unbedingt alle die Schönsten im Land. Wenn zum Beispiel ein Mandarin seinem Herrscher seine Tochter angeboten hat, durfte der König nie nein sagen. Das war im generell versagt. Auch war es normal, dass nach dem Tod des Königs alle seine Frauen sein Schloss verlassen mussten. Sie wurden jedoch stark beaufsichtigt. Sie durften nie mehr einen anderen Mann haben.

Die Grabanlage war sehr imposant. Man kam durch mehrere Gebäude und dahinter eröffnete sich immer wieder ein sehr schöner Blick auf den nächsten Abschnitt der Anlage.

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Das Grab selbst war in diesem Hügel hinter dem Wasser, der die Form der Sonne darstellen soll. Schließlich bezeichneten sich die Könige als Himmelssöhne. Die einstigen Totengräber beerdigten den König irgendwo in dem Hügel, möglichst so, dass Grabschänder nicht so leicht herankamen. Danach wurden sie zu einem Königlichen Essen eingeladen. Das war ihre letzte Mahlzeit im Leben – niemand sollte das Geheimnis des Ortes des Grabstätte erfahren.

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Anschließend fuhren wir noch zu einer weiteren Grabstätte, der des 4. Königs Tu Duc. Diese Grabstätte wurde 1864-67 gebaut, noch zu Lebzeiten des Königs, der 35 Jahre lang bis 1883 residiert hat und damit die längste Regierungszeit jemals hatte.

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Auch er hatte mit 103 viele Frauen. Er war jedoch unfruchtbar, da er einst Mumps hatte. Er adoptierte dafür drei Jungs, die dann später auch alle drei Könige wurden. Jedoch alle drei nur für sehr kurze Zeit. Einer davon regierte nur 3 Tage. Spannungen und Machtkämpfe in der Familie brachten viele Intrigen und Streitereien.

Nach den drei kurzen Regierungsperioden dieser Königskinder war es dann sehr schwer, einen neuen König zu finden. Man behalf sich damit, dass man dann 8-12-Jährige krönte, die sich schwerer der Aufgabe entziehen konnten.

Die Anlage war ebenso sehr groß und umfasste 12 Hektar. Es wurden ca 50 Gebäude dort gebaut. Der König Tu Duc war ein sehr bescheidener Mann, deshalb gibt es dort auch nur wenig Prunk. Allerdings sieht man auf den Hallen immer wieder die Drachen. Auf den Dächern werden immer neun Drachen positioniert – ebenfalls ein Aberglaube.

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Dann fuhren wir zum Herzstück von Hue, der sogenannten Zitadelle – oder verständlicher gesagt: dem Kaiser- oder Königspalast. Dieser ist ähnlich der Verbotenen Stadt in Peking gebaut und wird hier auch als Verbotene Stadt bezeichnet.

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An der ganzen Anlage hat man fast 30 Jahre lang gebaut. Die Verbotene Stadt wurde im Vietnamkrieg besonders stark bombardiert. Man wollte das Volk mitten in sein Herz treffen. Deshalb baut man auch heute noch in großer Kontinuität.

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Die Zitadelle als Eingangsbereich zur Verbotenen Stadt ist wieder mit drei Stufen gebaut. Obenauf steht die höchste Flagge Vietnams. Sie ist 60 m hoch. Früher wurde der Platz davor für Demonstrationen und Paraden genutzt, heute jedoch nicht mehr.

Wir bummelten durch das Gelände uns sahen sehr viele schöne Gebäude. Beeindruckend sind die vielen Holzbalken innerhalb der Gebäude. Dafür wird sogenanntes Eisenholz verwendet, das enorm fest ist und sehr langlebig.

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Das Symbol für Glück

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Besonders beeindruckt hat mich die Bibliothek. Die wird gerade wieder aufgebaut, die Schönheit dieses Gebäudes kann man aber schon deutlich sehen.

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Wir waren nach dem vollen Tag ganz schön KO. Unser Reiseleiter Hung hatte das sehr wohl bemerkt und neckte uns kurz vor dem Ausgang, dass er noch eine Pagode mit uns besuchen wolle. Über unsere langen Gesichter amüsierte er sich und versicherte uns schnell, dass wir sofort zum Hotel fahren werden.

Dennoch bummelten wir abends noch ein wenig durch unsere Straße, genossen ein Bierchen oder Cocktail in dem einen Restaurant in der Happy Hour oder gingen Essen in unserem bereits am vergangenen Abend genutzten Restaurant La Carambole. Heute war es jedoch sehr voll. Schließlich war herrlichstes Sommerwetter und ein wunderbarer lauer Sommerabend. Gestern traute sich bei dem teilweise sehr starken Regen kaum einer vor die Tür. Da waren wir allein im Restaurant.

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