Donnerstag, 13.11.2014
Heute Morgen klingelte 5:30 der Wecker, da 7:00 Uhr Abfahrt war. Ziel sind die Tunnel von Cu Chi.
Halb 8 gings aufs Speedboot.

Oh Mann, war das eine rasante Fahrt! Wir kachelten auf dem Saigon-Fluss und hatten eine tolle Sicht auf die Skyline von Saigon.
Plötzlich Bremsen. Vor uns lag eine Brücke, die sehr niedrig war, sodass wir ganz langsam hindurchgleiten mussten. Danach ging der Schiffsjunge erstmal aufs Dach und klappte die Signallampen wieder hoch. Dahinter gings mit dem gleichen Speed weiter.
Nach eineinhalb Stunden hielten wir an einem unscheinbaren Stück Ufer an und stiegen aus. Hinter der Landungsbrücke lag Cu Chi.
Zunächst gingen wir durch einen breiten Eingangstunnel in das Gebiet der Partisanen von Cu Chi und sahen zunächst einen Film über das Leben und die Kämpfe der Menschen während des Krieges. Auch erklärte uns unser Reiseleiter Koah einiges zum Gebiet.
Für mich war erstaunlich, dass die Tunnel bereits 1943 bis 1948 unter französischer Kolonialherrschaft gebaut wurden und dann im amerikanischen Krieg ab 1959 die Tunnel noch einmal deutlich erweitert wurden. Bis 1975 baute man an diesen Tunneln.
Insgesamt die die Tunnel auf einer Fläche von 450 km² gebaut worden und dort gibt es ca. 250 km Tunnel in verschiedenen Ebenen.
Dieses Gebiet von Cu Chi eignet sich für solch ein Verteidigungssystem hervorragend, da die natürlichen Voraussetzungen gut waren. Der Lehmboden war relativ leicht fest zu bekommen und man brauchte keine zusätzlichen Stützen in einem Tunnel. Zum anderen war die Landschaft sehr reich bewachsen und strategisch ist es nur ca. 35 km von Saigon entfernt, sodass man auch über den Wasserweg schnell in Saigon sein konnte.
Cu Chi war sozusagen das Ende des Ho-Chi-Minh-Pfades, auf dem man vom Norden her die Versorgung der Kämpfer sicher stellte. Lebensmittel und Waffen konnten somit gut in Ch Chi versteckt werden.
Die Gänge wurden alle per Hand gegraben, mit einfachsten Werkzeugen. Man nutzte Bambuskörbe zum Transportieren der Erde, Bombensplitter zum Abgraben.
Für mich war faszinierend, wie die Vietnamesen sich mit einfachsten Mitteln gegen die technisch gut ausgestatteten Amerikaner behauptet haben. Die Tunnel mit den integrierten Wohnmöglichkeiten schützten sie und waren gleichzeitig Rückzugsgebiet bei Angriffen. Sowohl die Kämpfer als auch deren Familien wohnten dort.
Dabei bin ich selbst mal durch so einen Tunnel gekrabbelt. Es war recht beschwerlich, da er nur ca. 80 cm hoch war. Allerdings hatte man den Touri-Tunnel auch ein wenig ausgebaut. Die meisten anderen Tunnel sind deutlich schmaler und kleiner. Allerdings sind die Vietnamesen auch grundsätzlich kleiner und (nicht nur) in Kriegszeiten auch sehr schmal.
Das Gebiet ist sehr eindrucksvoll als Museum hergerichtet, in dem man viel praktisch erkunden konnte.
Die einfachen Mittel im Kampf gegen die Amerikaner sieht man zum Beispiel daran, dass man rund um das Gebiet Fallen aufgebaut hat, damit die Feinde nicht zu nah kommen können. Die Fallen sind ähnlich Tierfallen . Mit Bambusspitzen oder selbst hergestellten Spießen aus Bombensplittern hat man die Eindringlinge von vornherein eliminiert. Die Amerikaner wussten, dass in diesem Gebiet Partisanen kämpfen, aber gefunden haben sie nichts.
Selbst Panzer wehrte man ab – mit einfachsten Mitteln! Die Partisanen legten Sprengköder aus und zerschossen die Ketten. Damit war dieser schwere Koloss bewegungsunfähig.
Man baute zum Beispiel in die Termitenhügel Luftlöcher für die Frischluftzufuhr in den Tunneln.
Auch die Einstiege in das unterirdische System waren sehr gut getarnt, die Küche wurde nach bestimmten Prinzipien gebaut, sodass weder Essensgerüche noch Abwärme lokalisierbar waren. Auch hatte man die Einstiege immer etwas angehoben gebaut, damit bei Regen nicht zusätzlich noch Wasser in das System läuft.
Für mich kamen Erinnerungen hoch, als uns vorgeführt wurde, wie sich die Partisanen versteckt haben. Ich kann mich noch an „Bilder“ erinnern, dass die Menschen plötzlich im Boden verschwunden sind. Das gabs wirklich!
Ich war verblüfft – und ein Teilnehmer aus unserer Gruppe probierte es aus. Es funktioniert auch mit großen Menschen. Wichtig ist nur, dass man die Arme hochnimmt, weil damit die „Schulter“ schmaler wird.
Mich hat das alles sehr bewegt. Cu Chi ist ein gutes Mahnmal und es zeigt, wie Menschen in ihrer Angst ums ihr Leben auch äußerst erfinderisch werden und sich mit einfachsten Mitteln verteidigen können.
Mit einem Mittagessen am Landungssteg verabschiedeten wir uns von Cu Chi und fuhren wieder mit unserem Speedboot zurück.
Verblüfft war ich, dass wir gar nicht an der Brücke angehalten hatten. Dabei stellte sich heraus, dass sich auf dem Saigon-Fluss Ebbe und Flut bemerkbar machen und am Nachmittag der Wasserspiegel ca. zwei Meter tiefer war als früh. Allerdings schwemmte damit auch viel Unrat mit an.
früh oben und nachmittags unten




























